[Zwischen den Bildern das Nichts] Ich stehe am Strand, die Hände in den Hosentaschen, den Hut tief ins Gesicht gezogen. Hinter mir bleischwerer Horizont, der Himmel grau wie das Haar einer alten Frau, das Meer schwarz wie flüssiger Teer. Die Enden meines Schals flattern im Wind, meine Beine wirken in meiner weiten Hose wie aufgebläht und zerfasert, wie in einem zu schnellen Tanz. Dagegen wirken meine Füße seltsam am Boden festgenagelt. Ich bin eine Vogelscheuche im Wind, so sehe ich aus. Die Jacke klebt an mir wie ein Fremdkörper, scheint ihr ganz eigenes Leben zu führen, hebt und senkt sich wie in einem epileptischen Anfall. Und jetzt, da, der Moment, in dem mir der Hut fortgeweht wird und ich ihm nur nachblicke. Ich lächle Dir zu, nehme die Hände aus den Taschen und zucke mit den Schultern, dazu eine wegwerfende Geste. Scheiß auf den Hut. Ich komme langsam näher, dann wandert das Bild nach unten, fort von meinem Gesicht über meine flatternde Jacke, weiter hinunter zu etwas Unscharfem, ist das schon meine Hose und dann unverkennbar zwei schwarze Schemen, meine Schuhe. Dann fällt das Bild unscharf ins Nichts. Das muss der Moment sein, in dem ich Dich küsse.
Ich sehe mir dieses Video am Liebsten an. Im Grunde ist es völlig unspektakulär. Es zeigt genau das Wesen unserer Liebesbeziehung. Ich löse mich allmählich auf, und Du bleibst unsichtbar. Du hast Dir ein Bild von mir gemacht und mich erkannt, während ich Mühe habe, mich an Dein Gesicht zu erinnern. Deswegen vermisse ich Dich so, und deswegen scheinst Du mich nicht zu vermissen. Du weißt, wer ich bin, und ich habe Dich nie völlig begreifen können. Dies ist das Wesen meiner Sehnsucht: Ich bin noch nicht fertig mit Dir. Und was mir am Ende bleibt, sind ein paar Videos, auf denen ausschließlich ich zu sehen bin. Dich scheint es nie gegeben zu haben. Immer nur mich. Ich, zu Hause am Notebook. Ich im Garten auf dem Liegestuhl, lesend. Mit roter Badehose. Ich von der Seite, ein Auto steuernd. Die Landschaft rast an mir vorbei. Ich, am Steuer eines Autos, von der anderen Seite. Auf der Insel war das. Weshalb waren wir dort? Ich kann mich so gut wie nie daran erinnern, warum wir irgendwo waren. Ich erinnere mich nur daran, dass wir dort waren. Du bist weggegangen und hast die Videos dagelassen.
Ich stehe im Wohnzimmer, beige Hose, weißes Hemd. Ich gestikuliere wild mit den Händen. Im Hintergrund kann man Umzugskisten sehen, die Wände sind seltsam kahl. In einer Ecke liegt ein abmontierter Kronleuchter. Ich wirke unruhig, fassungslos, gehe hin und her und gestikuliere und rede und rede und gestikuliere. Dann ein Schwenk zur Tür, zwei Männer in braunen Arbeitshosen betreten den Raum, das Wohnzimmer gleitet an ihnen vorbei und sie packen die Umzugskisten mit ihren kräftigen Armen, man kann ihre Gesichter nicht erkennen. Ich versperre die Sicht auf ihre Tätigkeit. Ich gestikuliere und rede und gehe weiter hin und her. Ich bin nicht mehr im Fokus und bin manchmal sogar ganz aus dem Bild heraus. Die Schlafzimmertür nähert sich und ein Raum öffnet sich, inmitten liegt eine Matratze, seltsam abgesondert von Bettgestell, das daneben steht. Ein Mann mit brauner Arbeitshose schiebt sich vorbei, man sieht ihn nun von hinten, wie er den langen Spiegel wegnimmt. Er geht mit dem Spiegel um mich herum, ich bin jetzt auch in unserem Schlafzimmer und versperre ihm den Weg, halb absichtlich wirkt das, und er schwenkt den Spiegel kurz zu Seite und da Stopp, noch einmal zurück, im Zeitraffer, der Spiegel schwenkt, nun bin ich zweimal halb zu sehen, im Spiegel und in echt, oder in unecht? Aber da blitzt auch etwas auf. Was da aufblitzt, das bist Du. Kurz. Ganz kurz. Fast zu kurz.
Wie oft habe ich diesen Film nun gesehen? Ich habe nicht gezählt. Es war: oft. Nie ist mir diese Sequenz aufgefallen. Doch jetzt habe ich Dich gesehen. Ich habe Dich kurz aufblitzen gesehen. Ich muss mir nun ein vollständiges Bild von Dir machen. Ich muss Dich noch einmal sehen, um endlich gehen zu können. Um mich von Dir zu verabschieden. Damit ich endlich fertig mit Dir sein kann. Ich muss dieses Bild von Dir extrahieren. Dazu verlangsame ich das Bild. Ich fange an der Stelle an, wo sich der Möbelpacker um mich herum wendet. Eine fließende Bewegung. Es ist ein Film. Ein Film besteht aus Einzelbildern, die zu einer flüssigen Bewegung werden, wenn man sie in der richtigen Geschwindigkeit in Reihe aufzeigt.
Zwischen den Bildern sind Lücken. Für das normale Auge nicht sichtbar. Es sei denn, man verlangsamt den Film. Doch so sehr ich mich bemühe, so langsam ich den Film auch abspiele. Etwas stimmt nicht. Das Nichts zwischen den Bildern. Es fehlt. Etwas stimmt nicht. Da wird mir klar: Das Video ist nicht echt. Es ist nicht real. Ich gerate in Panik. Ich verlasse die Wohnung. Ich renne. Ich stolpere. Ich renne. Ich weiß nicht wohin. Ich renne zur Tür hinaus und bin dann weg. Von der noch offenen Tür gehen wir an einem kahlen Flur vorbei in ein ebenso kahles Wohnzimmer. Dort in der Mitte steht ein Stuhl und ein Schreibtisch. Darauf liegt ein Notebook. Der Bildschirm ist schwarz.
[Realitätsklammer] Ich werde in einem hell erleuchteten Zimmer wach. Man wünscht mir einen guten Morgen. Ich frage wo ich bin. Der freundliche Herr sagt: Na, da wo Sie immer sind, Herr Koos. Er ist kräftig gebaut, jung und unrasiert. Und er trägt weiße Kleidung, wie sie für Pfleger in einem Krankenhaus üblich ist. Zeit für einen kleinen Spaziergang. Ach nein, vorher bekomme ich noch ein Frühstück und ich wasche mich. Meine Kleidung ähnelt im Schnitt der des Pflegers, doch ist sie in einem bräunlichen Ton gehalten. Zur Unterscheidung. Ich behalte die Augen offen. Wenn ich die Augen schließe, wird mir schnell schwindlig. Deshalb behalte ich sie solange offen, wie es geht. Ich versuche nicht zu blinzeln. Das gelingt mir nicht immer. Von Zeit zu Zeit. Dann blinzele ich doch. Mich überfällt dann eine eigenartige Panik. Es ist, als gäbe es nichts mehr um mich herum. Als sei da eine Leerstelle. Nicht in meinem Bewusstsein. In der Welt. Sie macht mir Angst. Es ist, als sei sie nicht real.
Jetzt bin ich draußen. Im aufgeräumten Ambiente des kleinen Parks inmitten der Klinikgebäude. Klare Strukturen in der Anordnung, kein Chaos. Die kleinen Bäume stehen wie Soldaten in Reih' und Glied. Unter jedem zweiten Baum steht eine kleine Holzbank. Platz für zwei Personen. Für jeden Sitzenden ein Baum. Jedoch sitzt jeder alleine auf einer Bank. Der Rasen mit der kleinen Vogeltränke ist frisch gestutzt und saftig grün. Streichholzlang. Darf nicht blinzeln. Ein Streichholz für jedes Auge, damit mir die Welt nicht verloren geht. Dabei geht sie mir täglich verloren, sagt der Pfleger. Ich werde wach und weiß nicht wo ich bin. Der Pfleger heißt Daniel. Sagt er mir. Sagt er mir jeden Tag. Sagt er. Ich vergesse es wieder, wenn sich die Augenlider am Ende eines Tages schließlich doch müde schließen und ich am nächsten Morgen wieder erwache. Na Koos? Ein weiterer Patient, er erinnert sich an mich. Er stellt sich vor. Christoph S. Er erzählt mir eine Geschichte. Er erzählt mir seine Geschichte. Daniel sagt, er täte dies jeden Tag. Er freue sich jeden Tag darauf, mich wieder zu sehen. Dann könne er mir seine Geschichte erzählen. Wieder und wieder. Das täte ihm gut.
Obwohl ich mich an niemanden erinnern und im Grunde auch gar nicht weiß, wo genau ich bin und warum, scheine ich recht beliebt zu sein bei den Patienten und Pflegern. So vergeht der Tag. Unterbrochen nur von einigen wenigen Blinzlern und einem Besuch bei Dr. Stolz. Er will wissen, wie es mir geht. Ich sage ihm, dass ich das nicht weiß. Woher auch? Dr. Stolz scheint mich gut zu kennen. Was bedeutet: Er fragt nicht weiter nach. Er verschreibt mir Augentropfen wegen der Rötung. Daniel geht mit mir zur Medikamentenausgabe. Ich weiß nicht wo sie ist. Ich scheue mich, die Tropfen zu nehmen, weil ich dann womöglich blinzeln muss und mir etwas vom Tag entgleitet, in das Nichts hinein. Ich fürchte mich vor dem Nichts, und wahrscheinlich bin ich deswegen hier. Ich esse zu Abend, dann schauen wir alle zusammen mit den Pflegern einen Film. Daniels Schicht ist zu Ende. Gute Nacht, Koos. Bis Morgen! Und dies mit einem Grinsen. Ich sage, Gute Nacht äähhh Bernd? Er schaut besorgt. Ich habe einen Witz gemacht. Morgen habe ich ihn vergessen. Den Film auch.
Ich wache auf und weiß nicht wo ich bin. Ein Mann, ganz in weiß, begrüßt mich. Guten Morgen, Herr Koos. Ich bin Bernd. Ihr Pfleger. Keine Sorge, ich bringe Sie durch den Tag und erkläre ihnen alles, was Sie wissen müssen. Ich kleide mich an. Ich putze mir die Zähne. Ich schaue mich im Spiegel an und muss blinzeln. Ich bin weg. Ich öffne panisch die Augen. Dann bin ich wieder da. Ich habe Angst davor, die Augen zu schließen. Es ist, als würde die Welt verschwinden. Ich verbringe fast den ganzen Tag damit, die Welt im Auge zu behalten. Ich wache auf und ein Daniel hilft mir durch den Tag. Ich lerne die anderen Insassen kennen. Sie sind unruhig. Sie gehen aufgeregt in der kleinen Parkanlage umher. Ich kann spüren, dass etwas in der Luft liegt. Einer, der sich mit Michael vorstellt, sagt mir, Aufpassen, Koos, gleich geht es los. Und noch bevor ich überhaupt weiß, was los geht, geht etwas los. Die Insassen rennen alle in eine Richtung, und ich passe auf und denke, das ist es wohl, was losgeht hier. Wir rennen also los, acht Insassen, und die Pfleger hinterher. Ich weiß nicht, wo wir hinlaufen.
[Flucht] Nicholas ruft, schnell hier hinauf, die Treppe hoch, schnell. Und während wir die Treppe also hochrennen, wartet Nicholas unten, bis wir alle vorbei sind, und versucht dann, die Pfleger mit Drohgebärden zu verjagen. Ksst! Fchch! Haut ab, Ihr Wichser. Ksssst! Rennt uns danach hinterher. Intuitiv weiß ich, dass sich Flüchtende in eine Sackgasse begeben, wenn sie die Treppen hinauf laufen. Ich weiß aber gar nicht, ob wir hier überhaupt auf der Flucht sind. Vielleicht ist das ein Spiel, dass sie jeden Tag spielen. Insassen gegen Pfleger. Wir springen über ein Eisengitter und sind dann auf einer Dachterrasse. Ein Spiel, vielleicht. Dort sind schon Andre und Christoph an der Tür zum Gebäude zugange. Sie stemmen sie mit der Kraft ihrer beiden Körper auf und winken uns hinein. Wir folgen, was sollen wir auch sonst tun. Andre schließt die Tür hinter sich und Nicholas schiebt einen alten Schreibtisch davor. Das müsste halten. Christoph schaut zufrieden aus. Ein Schweißtropfen läuft mir von der Stirn in die Augenbraue und bahnt sich seinen Weg hindurch. Noch ehe ich ihn bewusst wahrnehme und fortwischen kann, rinnt er mir ins Auge und ich muss beide kurz schmerzhaft schließen. Panisch reiße ich die Augen wieder auf und schaue mich um. Alles noch da.
Wir machen eine kleine Rast. Die Pfleger hämmern eine Weile gegen die Tür, versuchen sie aufzubrechen. Dann, nach einiger Unterredung, scheinen sie aufzugeben. Es wird ruhig da draußen. Sie lassen uns verschwinden. Christoph bricht endlich das angespannte Schweigen. Weißt Du, Koos, sie lassen uns einfach verschwinden. Ich weiß, Du kannst Dich nicht erinnern. Aber wir waren einmal mehr. Viel mehr. Ich will wissen, wie sie das anstellen. Uns einfach verschwinden lassen. Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht. Christoph jetzt resigniert. Nicholas steht auf. Los, weiter jetzt. Die kommen bestimmt bald wieder. Ich frage mich, ob das jeden Tag passiert. Christoph, das hier: Passiert das jeden Tag? Was spielt das für eine Rolle, erwidert er. Keine Antwort auf meine Frage. Komm jetzt. Wir müssen los! Aber eine klare Ansage. Wir müssen weiter. Flüchten wir denn? Oder gehen wir einfach nur wohin?
Türen versperren uns den Weg wie Augenlider. Wenn sie aufgetan werden, offenbart sich uns eine neue Welt. Diese neue Welt unterscheidet sich nur unwesentlich von der alten. Dennoch ist sie ein anderer Ort in einem anderen Licht. Was dahinter ist, ist beinahe dasselbe, aber anders angeordnet. Ich finde allmählich Spaß daran, Türen aufzustoßen. Weil ich mich daran erinnern kann, was in dem Raum davor war. Es tut gut, sich ab und an einmal zu erinnern. Wie kann ich wissen, ob dieser spaßige Irrsinn hier eine Ausnahmeerscheinung ist oder vielleicht sogar täglich stattfindet. Eine Art Massenpsychose, immer wieder von neuem ausbrechend. Ein Spiel, das die Anstalt notgedrungen und mittlerweile gelangweilt mitspielt. In dem die Pfleger nur noch pro Forma hinterher rennen und dann wieder zurück an ihre Arbeit gehen. Oder zu was auch immer.
Ein Spiel, bei dem die Ärzte dereinst auf einen Durchbruch in der Behandlung hofften. Nun schauen sie vielleicht nicht einmal mehr auf die Kamerabilder auf ihren Monitoren. Sie gehen stattdessen an ihre Schreibtischschublade, nehmen eine Flasche Scotch heraus und füllen das Wasserglas auf dem Tisch bis zum Rand. Sie schieben ihre Brille in die Haare, gehen auf Augenhöhe zu dem Glas, falten ihre Zunge kurz über die Oberlippe und kneifen ein Auge zu. Sie starren einäugig in flüssiges Bernstein, dass soviel interessanter scheint als ihre Patienten. Dann, nach ausgiebiger Betrachtung, von allen möglichen Seiten, gehen sie aus der Hocke und setzen sich wieder zurück in ihren lederbezogenen Sessel. Sie nehmen das Glas in die Hand und schütten den Inhalt langsam und sorgfältig, fast liebevoll wieder zurück in die Flasche. Mit der Fingerspitze wischen sie einen daneben gegangenen Tropfen vom Tisch und führen sie zur Nase. Sie inhalieren tief, und ihre Zungenspitze berührt zart den ausgestreckten Finger. Schmatzend verschwindet die Fingerspitze in ihrem Mund. In dem Moment, in dem sie ihr zwanghaftes Verhalten bemerken, ploppt der Finger entschlossen aus der Mundhöhle und fährt in einer Höllengeschwindigkeit zur Ruftaste der Telefonanlage, und aus den Vielen wird wieder nur einer. Hier Dr. Stolz. Machen Sie dem Mumpitz da unten endlich ein Ende. Danke.
Wir stoßen Tür für Tür auf und scheinen einen Plan zu haben. Wir sind acht Leute auf dem Weg irgendwohin. Das ist der Plan. Wir rennen nicht davon. Wir wüssten gar nicht wohin. Wir sind nicht auf der Flucht. Wir sind auf der Suche. Wir bleiben zusammen und laufen durch Korridore, die Treppen hinauf und wieder herunter, wir stoßen Türen auf und sind dann wieder woanders. Es fällt zunächst gar nicht auf. Wir merken es nicht. In einer neuen Welt hinter jeder neuen Tür sind die Veränderungen so gering, es hätte uns früher auffallen müssen. Michael merkt es als erster. Wo ist Claus? Hat jemand Claus gesehen? Nicholas ruft, kommt, wir müssen weiter. Weiter. Sonst ist es zu spät. Siehst Du, sagt Christoph zu mir, sie lassen uns einfach verschwinden, einen nach dem anderen. Und wir können nichts tun. Er spricht, als habe er einen Kloß verschluckt. Wir rennen weiter, nun zu siebt. Das mit Claus' Verschwinden macht mich nervös, dass meine Augenlider unwillkürlich zucken. Ich habe keine Angst davor zu verschwinden. Ich fürchte mich davor, dass mir die Welt entschwindet. Ich versuche mich zu konzentrieren. Im nächsten Korridor kann ich es aus dem Augenwinkel heraus beobachten. Ich kann es ganz genau sehen. Ich sehe aus dem Augenwinkel heraus, wie Nicholas sich in Luft auflöst. Wie machen sie das? Wie lassen sie uns verschwinden?
Christoph sagt, es sei nun nicht mehr weit, er erinnere sich nun an den Weg. Wir sind so viel gerannt und geklettert und gestiegen und hindurch gegangen, dass ich ihm nicht glauben kann, dass er wirklich weiß, wo wir sind, geschweige denn, dass er überhaupt weiß, wo wir hin müssen. Er zeigt uns den Weg. Hier lang. Noch eine Tür und wir sind da. Ich öffne die Tür. Dahinter ein Balkon. Von da aus geht es nicht weiter. Wir gehen resigniert hinaus und stützen uns ab, versuchen uns zu orientieren. Christoph verschwindet vor unseren Augen. Ein Wimpernschlag entfernt von uns. Michael sieht es. Michael sagt, wir sind auf der falschen Seite, Freunde. Da drüben sind sie. Dort, auf dem Dach. Da drüben sind sie. Wir blicken uns um, bis wir sie auch sehen. Männer auf dem Dach. Wir, auf einem Balkon, sehen Papier vom Dach in den Hof hinunter schweben, und wir können nichts dagegen tun.
Mittwoch, 1. Juni 2011
Dienstag, 22. Februar 2011
Moralist, nicht integer: revisited!
Nachdem die Bisswunde an meinem Arm endlich verheilt war, hatte ich mir überlegt, nun doch nicht mehr durch den Stadtpark zu gehen. Es war einfach zu gefährlich. Da mir aber das Fahren mit den öffentlichen Verkehrsmitteln bekanntermaßen verboten wurde, aus Gründe, die nur aus einem großen Missverständnis resultierten, war ich geradezu zur Bewegungslosigkeit verdammt.
Da entschloss ich mich einfach dazu, die kleine Stadt zu verlassen und mein Glück in der großen Stadt zu suchen. Vieles würde anders sein: In der großen Stadt gäbe es zwar gewiss auch Hunde und Herrchen und ebenfalls öffentliche Verkehrsmittel, doch würde ich Letztere benutzen dürfen und das Zählwerk meiner selbst verschuldeten Vergehen auf Null zurückstellen können.
Die große Stadt hieß mich herzlich willkommen. Zumindest widerfuhr mir bei meiner Einbürgerung keine schlimmere Sache. Allmählich fasste ich Fuß und traute mich endlich, die U-Bahn des öffentlichen Nahverkehrs zu benutzen. Das war nun bitter nötig, da ich meinen Lebensunterhalt sichern musste. In der großen Stadt kann man jedoch nicht einfach zum Amt gehen, sondern muss, in Ermangelung eines KFZ, dorthin fahren. Ich musste meine Scheu und allen Argwohn ablegen.
Also versuchte ich recht freundlich drein zu schauen und es allen recht zu machen. Wer mir entgegen kam, dem wich ich aus. Und wer eine kleine Spende wollte, dem gab ich etwas von meinen spärlichen Mitteln. Man will ja kein Unmensch sein. Wobei ich die sogenannte kleine Spende relativ hoch fand. Aber in einer großen Stadt braucht man auch große Spenden. Dies erschien mir logisch und fair.
Am Ende bekam ich jedoch nie eine Zeitung wie versprochen. Trotzdem hätte ich nicht gedacht, dass man für 48 Stufen und 20 Meter so viel Zeit in Kauf nehmen muss. Dem Himmel sei Dank, dass ich, geprägt von meinen einschlägigen Erfahrungen mit Verspätungen, genügend Zeit eingerechnet hatte. Sollte alles nach Plan laufen, wäre ich eine Stunde vor meinem Termin beim Amt.
Wie es sich zeigte, tat ich gut daran. Denn IN die U-Bahn zu kommen, schien mir schwieriger, als HINAUS. In gebührendem Abstand platzierte ich mich also vor der Fahrgasttür. Die Leute strömten hinaus, und ungeduldigere Menschen schoben sich vor mich und drängten hinein. Am Ende war kein Platz mehr für mich. Ansonsten hätten die Fahrgäste aufrücken müssen. Aber wer bin ich, so etwas zu fordern? Ich wohne ja erst seit kurzem in der Stadt und habe noch nicht die vollen Rechte wie zum Beispiel jemand, der schon lange in der großen Stadt lebt oder gar in ihr geboren ist.
Dieser Umstand stellte sich jedoch als großes Glück heraus, da ich in der Aufregung, ausgelöst durch meine erste U-Bahn-Fahrt in der großen Stadt, von den vielen Menschen, denen ich auswich oder etwas Kleingeld gab und dem Gebaren der Fahrgäste, völlig vergessen hatte, einen Fahrschein zu lösen. Dies holte ich nach, musste mich aber zuerst einer fremd sprechenden Gruppe hintanstellen und danach noch ein paar besonders eilige Menschen vorlassen. Am Ende gelang es mir jedoch, bei einem freundlichen Menschen eine Fahrkarte zu erstehen, die freundlicherweise schon gestempelt war.
Dann gelang es mir endlich, in die U-Bahn einzusteigen. Zunächst musste ich eine ganze Weile stehen, doch das machte mir nichts. Ich lächelte den einen oder anderen Fahrgast an und grüßte ihn freundlich. Das scheint in der großen Stadt nicht üblich zu sein, denn die Leute grüßten nicht zurück. Sie lächelten auch gar nicht und drehten sogar ihren Kopf zur Seite. Womöglich hatte ich etwas Unangenehmes im Gesicht kleben, vielleicht hatte ich auch Mundgeruch. Sofort tastete ich mein Gesicht ab, konnte jedoch nichts finden. Dann hielt ich mir die Hand vor den Mund und atmete hinein. Ich konnte nichts Derbes riechen. Aber den eigenen Gestank kann man bekanntlich selber gar nicht riechen.
Um die Menschen in meiner näheren Umgebung nicht zu belästigen, versuchte ich die Luft lange einzuhalten und so selten wie möglich zu atmen. Dabei wurde mir schwindlig. Ich hätte mich am Liebsten hinsetzen wollen, so schwindlig war mir, doch das ging ja nicht, weil die äußeren Sitzplätze schon alle besetzt waren. Auf die Fensterplätze wollte ich mich erst gar nicht schummeln, die Leute hätte sonst ihre bequeme Sitzposition wegen mir aufgeben müssen. Zudem wollte ich sie nicht mit meinem Mundgeruch belästigen. Es war mir alles sehr unangenehm.
Dann endlich hätte ich umsteigen können, doch leider bin ich nicht rechtzeitig aus der U-Bahn heraus gekommen. Da lernte ich, dass dies beinahe genauso schwer war wie HEREIN zu kommen. Andererseits gelang den übrigen Fahrgästen beides in vollem Umfang. Wahrscheinlich lag dies daran, dass ich neu war und mich noch nicht so gut in der großen Stadt und den dortigen Sitten auskannte. Das war selbstverständlich mein Fehler: Was gehe ich auch immer so unvorbereitet aus dem Haus? Ich hätte es schließlich wissen müssen: Man soll sich die Sitten und Gebräuche derer, die man besucht, vorher aneignen!
An der nächsten Haltestelle gelang mir erfreulicher Weise der Ausstieg. Ich ging zum gegenüber liegenden Bahnsteig, um bei nächster Gelegenheit zurück zu fahren. Da standen schon viele Leute, die alle warteten. Ich war jedenfalls sehr vergnügt, da ich es bereits beim zweiten Versuch geschafft hatte, aus der Bahn zu steigen, so dass ich meinen Mundgeruch und den Schmutz in meinem Gesicht völlig vergessen hatte. In dieser Hochstimmung nahm ich ein kleines Mädchen wahr, höchstens zehn Jahre alt, alleine und mit Ranzen auf dem Rücken.
Ich ging zu ihm hin und grüßte es freundlich. Ich hatte dem Mädchen lediglich sagen wollen, dass ich es sehr mutig von ihr fände, ganz alleine mit der U-Bahn zu fahren. Ich fand das wirklich großartig, wie jemand so Junges mit etwas so Kompliziertem einfach zurecht kommt, wenn Erwachsene wie ich schon Probleme damit haben. Doch das Mädchen schaute mich nur erschrocken an und lief dann mit einem schrillen Quieken, ich kann es nicht anders sagen, weg. Da fiel mir ein, dass ich ja so argen Mundgeruch hatte und auch schmutzig im Gesicht war. Ich wäre auch schreiend davon gelaufen, wenn mich so jemand angesprochen hätte.
Gleich darauf kamen allerdings ein paar Frauen und Männer auf mich zu und fragten harsch, was ich denn von dem kleinen Mädchen gewollt habe. Ich entgegnete ihnen, dass ich gar nichts von ihr wollte und dass ich kleine Mädchen eben gerne mag und deswegen nett zu ihnen bin. Das schien den Leuten nicht zu gefallen, und ich war etwas verwundert, dass man in dieser Stadt offenbar keine kleinen Mädchen mag. Da sagte ich der mittlerweile aufgebrachten Menge, dass es da, wo ich herkämme, ganz normal sei, kleine Mädchen zu mögen. Und da mir langsam dämmerte, was die Leute vor mir wirklich bewegte, fügte ich hinzu, dass man dort ebenfalls kleine Jungens möge. Es sei selbstverständlich, wenn Freunde und Verwandschaft ihre Kinder vorbei brächten und sie dann dort auch alleine ließen. Das mache doch den Kindern genauso viel Spaß wie den Erwachsenen.
Ich verstand dann nicht so richtig, warum die Leute mich plötzlich so beschimpften. Sie sagten Sachen zu mir, die ich hier nicht wiedergeben möchte. Wohl aber möchte ich darauf hinweisen, dass mir ein besonders grober Mensch die Faust derart auf die Nase geschlagen hat, dass sie mir blutete. Und eine Dame schlug mir fortwährend ihre Tasche auf den Rücken. Ich wusste nicht wie mir geschah, ahnte aber, dass es besser wäre, die Flucht zu ergreifen. Dem Himmel sei Dank fuhr im selben Moment der Zug ein. Ich konnte mich gerade noch rechtzeitig in einen der hinteren Wagen absetzen, bevor die zuerst erstarrte und mir dann schleunigst hinterher eilende Menge nachfolgen konnte. Wütend trommelten sie an die Fahrgasttür, mit den immer selben Schimpfworten auf ihren Lippen, keifend, geifernd, hochrot erzürnt.
Erleichtert atmete ich auf. Um bei den übrigen Fahrgästen, die mich schon argwöhnisch beäugten, Wohlwollen zu erlangen, lächelt ich sogleich freundlich. Doch diese erschauerten nur vor mir und wichen aus. Um mich herum wurde getuschelt und einige Leute schienen mich mit Unbehagen zu betrachten. Aber immerhin hielten sie Abstand zu mir, und so konnte ich einfach dastehen, ohne sie mit meinem Blut zu bekleckern. Da bemerkte ich, wie sich mir zwei Personen von der Seite näherten. Als sie bei mir ankamen, fragten sie nach meinem Fahrschein, den ich ihnen augenblicklich zeigte. Man soll ja wegen mir keine Zeit verschwenden müssen. So dachte ich jedenfalls.
Da entschloss ich mich einfach dazu, die kleine Stadt zu verlassen und mein Glück in der großen Stadt zu suchen. Vieles würde anders sein: In der großen Stadt gäbe es zwar gewiss auch Hunde und Herrchen und ebenfalls öffentliche Verkehrsmittel, doch würde ich Letztere benutzen dürfen und das Zählwerk meiner selbst verschuldeten Vergehen auf Null zurückstellen können.
Die große Stadt hieß mich herzlich willkommen. Zumindest widerfuhr mir bei meiner Einbürgerung keine schlimmere Sache. Allmählich fasste ich Fuß und traute mich endlich, die U-Bahn des öffentlichen Nahverkehrs zu benutzen. Das war nun bitter nötig, da ich meinen Lebensunterhalt sichern musste. In der großen Stadt kann man jedoch nicht einfach zum Amt gehen, sondern muss, in Ermangelung eines KFZ, dorthin fahren. Ich musste meine Scheu und allen Argwohn ablegen.
Also versuchte ich recht freundlich drein zu schauen und es allen recht zu machen. Wer mir entgegen kam, dem wich ich aus. Und wer eine kleine Spende wollte, dem gab ich etwas von meinen spärlichen Mitteln. Man will ja kein Unmensch sein. Wobei ich die sogenannte kleine Spende relativ hoch fand. Aber in einer großen Stadt braucht man auch große Spenden. Dies erschien mir logisch und fair.
Am Ende bekam ich jedoch nie eine Zeitung wie versprochen. Trotzdem hätte ich nicht gedacht, dass man für 48 Stufen und 20 Meter so viel Zeit in Kauf nehmen muss. Dem Himmel sei Dank, dass ich, geprägt von meinen einschlägigen Erfahrungen mit Verspätungen, genügend Zeit eingerechnet hatte. Sollte alles nach Plan laufen, wäre ich eine Stunde vor meinem Termin beim Amt.
Wie es sich zeigte, tat ich gut daran. Denn IN die U-Bahn zu kommen, schien mir schwieriger, als HINAUS. In gebührendem Abstand platzierte ich mich also vor der Fahrgasttür. Die Leute strömten hinaus, und ungeduldigere Menschen schoben sich vor mich und drängten hinein. Am Ende war kein Platz mehr für mich. Ansonsten hätten die Fahrgäste aufrücken müssen. Aber wer bin ich, so etwas zu fordern? Ich wohne ja erst seit kurzem in der Stadt und habe noch nicht die vollen Rechte wie zum Beispiel jemand, der schon lange in der großen Stadt lebt oder gar in ihr geboren ist.
Dieser Umstand stellte sich jedoch als großes Glück heraus, da ich in der Aufregung, ausgelöst durch meine erste U-Bahn-Fahrt in der großen Stadt, von den vielen Menschen, denen ich auswich oder etwas Kleingeld gab und dem Gebaren der Fahrgäste, völlig vergessen hatte, einen Fahrschein zu lösen. Dies holte ich nach, musste mich aber zuerst einer fremd sprechenden Gruppe hintanstellen und danach noch ein paar besonders eilige Menschen vorlassen. Am Ende gelang es mir jedoch, bei einem freundlichen Menschen eine Fahrkarte zu erstehen, die freundlicherweise schon gestempelt war.
Dann gelang es mir endlich, in die U-Bahn einzusteigen. Zunächst musste ich eine ganze Weile stehen, doch das machte mir nichts. Ich lächelte den einen oder anderen Fahrgast an und grüßte ihn freundlich. Das scheint in der großen Stadt nicht üblich zu sein, denn die Leute grüßten nicht zurück. Sie lächelten auch gar nicht und drehten sogar ihren Kopf zur Seite. Womöglich hatte ich etwas Unangenehmes im Gesicht kleben, vielleicht hatte ich auch Mundgeruch. Sofort tastete ich mein Gesicht ab, konnte jedoch nichts finden. Dann hielt ich mir die Hand vor den Mund und atmete hinein. Ich konnte nichts Derbes riechen. Aber den eigenen Gestank kann man bekanntlich selber gar nicht riechen.
Um die Menschen in meiner näheren Umgebung nicht zu belästigen, versuchte ich die Luft lange einzuhalten und so selten wie möglich zu atmen. Dabei wurde mir schwindlig. Ich hätte mich am Liebsten hinsetzen wollen, so schwindlig war mir, doch das ging ja nicht, weil die äußeren Sitzplätze schon alle besetzt waren. Auf die Fensterplätze wollte ich mich erst gar nicht schummeln, die Leute hätte sonst ihre bequeme Sitzposition wegen mir aufgeben müssen. Zudem wollte ich sie nicht mit meinem Mundgeruch belästigen. Es war mir alles sehr unangenehm.
Dann endlich hätte ich umsteigen können, doch leider bin ich nicht rechtzeitig aus der U-Bahn heraus gekommen. Da lernte ich, dass dies beinahe genauso schwer war wie HEREIN zu kommen. Andererseits gelang den übrigen Fahrgästen beides in vollem Umfang. Wahrscheinlich lag dies daran, dass ich neu war und mich noch nicht so gut in der großen Stadt und den dortigen Sitten auskannte. Das war selbstverständlich mein Fehler: Was gehe ich auch immer so unvorbereitet aus dem Haus? Ich hätte es schließlich wissen müssen: Man soll sich die Sitten und Gebräuche derer, die man besucht, vorher aneignen!
An der nächsten Haltestelle gelang mir erfreulicher Weise der Ausstieg. Ich ging zum gegenüber liegenden Bahnsteig, um bei nächster Gelegenheit zurück zu fahren. Da standen schon viele Leute, die alle warteten. Ich war jedenfalls sehr vergnügt, da ich es bereits beim zweiten Versuch geschafft hatte, aus der Bahn zu steigen, so dass ich meinen Mundgeruch und den Schmutz in meinem Gesicht völlig vergessen hatte. In dieser Hochstimmung nahm ich ein kleines Mädchen wahr, höchstens zehn Jahre alt, alleine und mit Ranzen auf dem Rücken.
Ich ging zu ihm hin und grüßte es freundlich. Ich hatte dem Mädchen lediglich sagen wollen, dass ich es sehr mutig von ihr fände, ganz alleine mit der U-Bahn zu fahren. Ich fand das wirklich großartig, wie jemand so Junges mit etwas so Kompliziertem einfach zurecht kommt, wenn Erwachsene wie ich schon Probleme damit haben. Doch das Mädchen schaute mich nur erschrocken an und lief dann mit einem schrillen Quieken, ich kann es nicht anders sagen, weg. Da fiel mir ein, dass ich ja so argen Mundgeruch hatte und auch schmutzig im Gesicht war. Ich wäre auch schreiend davon gelaufen, wenn mich so jemand angesprochen hätte.
Gleich darauf kamen allerdings ein paar Frauen und Männer auf mich zu und fragten harsch, was ich denn von dem kleinen Mädchen gewollt habe. Ich entgegnete ihnen, dass ich gar nichts von ihr wollte und dass ich kleine Mädchen eben gerne mag und deswegen nett zu ihnen bin. Das schien den Leuten nicht zu gefallen, und ich war etwas verwundert, dass man in dieser Stadt offenbar keine kleinen Mädchen mag. Da sagte ich der mittlerweile aufgebrachten Menge, dass es da, wo ich herkämme, ganz normal sei, kleine Mädchen zu mögen. Und da mir langsam dämmerte, was die Leute vor mir wirklich bewegte, fügte ich hinzu, dass man dort ebenfalls kleine Jungens möge. Es sei selbstverständlich, wenn Freunde und Verwandschaft ihre Kinder vorbei brächten und sie dann dort auch alleine ließen. Das mache doch den Kindern genauso viel Spaß wie den Erwachsenen.
Ich verstand dann nicht so richtig, warum die Leute mich plötzlich so beschimpften. Sie sagten Sachen zu mir, die ich hier nicht wiedergeben möchte. Wohl aber möchte ich darauf hinweisen, dass mir ein besonders grober Mensch die Faust derart auf die Nase geschlagen hat, dass sie mir blutete. Und eine Dame schlug mir fortwährend ihre Tasche auf den Rücken. Ich wusste nicht wie mir geschah, ahnte aber, dass es besser wäre, die Flucht zu ergreifen. Dem Himmel sei Dank fuhr im selben Moment der Zug ein. Ich konnte mich gerade noch rechtzeitig in einen der hinteren Wagen absetzen, bevor die zuerst erstarrte und mir dann schleunigst hinterher eilende Menge nachfolgen konnte. Wütend trommelten sie an die Fahrgasttür, mit den immer selben Schimpfworten auf ihren Lippen, keifend, geifernd, hochrot erzürnt.
Erleichtert atmete ich auf. Um bei den übrigen Fahrgästen, die mich schon argwöhnisch beäugten, Wohlwollen zu erlangen, lächelt ich sogleich freundlich. Doch diese erschauerten nur vor mir und wichen aus. Um mich herum wurde getuschelt und einige Leute schienen mich mit Unbehagen zu betrachten. Aber immerhin hielten sie Abstand zu mir, und so konnte ich einfach dastehen, ohne sie mit meinem Blut zu bekleckern. Da bemerkte ich, wie sich mir zwei Personen von der Seite näherten. Als sie bei mir ankamen, fragten sie nach meinem Fahrschein, den ich ihnen augenblicklich zeigte. Man soll ja wegen mir keine Zeit verschwenden müssen. So dachte ich jedenfalls.
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